Lug & Betrug rund um Wein


Nun hat die Schweiz auch einen „Mini“-Rudy/Sourgrape-Skandal: [Link SRF-Artikel]
Nicht, dass Skandale um gefälschte Weine neu wären. Wir möchten in diesem Artikel ein paar Gedanken dazu teilen:

Rudy oder „die großen Burgunder“ 

Rudy Kurniawan hat nach Schätzungen des FBI bis 2013 gefälschte Weine im Wert von ca. 30 Millionen USD verkauft. Ein Teil davon wird immer noch im Umlauf sein. Im Fokus standen die größten Labels dieser Welt, wie die berühmten Burgunder-Grand-Cru-Weine von Domaine de la Romanée-Conti, Ponsot, Leroy usw.

Oft in Großflaschen von 1,5 Litern (Magnum) aufwärts und fast ausschließlich alte Jahrgänge. Primäre Opfer dieses Betrugs sind Sammler. Der sehenswerte Film „Sour Grape“, auf verschiedenen Streaming-Plattformen verfügbar, hat diesen Skandal aufgearbeitet.

Die italienische Legende: Sassicaia

Wesentlich schwieriger ist der Sassicaia-Skandal aus dem Jahr 2020, der von der italienischen Polizei aufgedeckt wurde. Es wurden gefälschte Sassicaia im Wert von über 2 Millionen Euro verkauft.

Ungesicherte Labels, Kapseln und Holzkisten kann man im Osten günstig kaufen oder produzieren lassen.
Die Opfergruppe ist hier wesentlich breiter. Jeder, der sich diese italienische Legende vielleicht zu Weihnachten gönnen möchte, hätte ein Opfer sein können.

Im Kern dieses Betrugs stand das Angebot an Händler: Die Sassicaia-Kisten wurden bis zu 70 % unter Marktpreis angeboten.

Liebe Händler, liebe Weinkäufer: Es gibt Geschäfte, die sehen zu gut aus, um wahr zu sein.

Valais AOC oder spanischer Fusel?

Für den Konsumenten sind Skandale wie dieser aus diesem Jahr 2024 besonders schwierig, bei dem ein Weinkeller aus dem Wallis einfache und günstige Weine aus Spanien und Schaffhausen eingekauft hat, um sie dann als wesentlich teurere AOC (Appellation d’Origine Contrôlée) Weine aus dem Wallis zu verkaufen. Spannend ist, dass in diesem Fall bekannte und große Weinverteiler wie Mövenpick oder Caves Garnier auch betroffen waren.

Der Betrug beläuft sich auf einen zweistelligen Millionenbetrag, und im Fokus stehen alle Weintrinker, die gerne Pinot Noir, Merlot oder Syrah aus dem Wallis trinken. Der Schaden für die hart arbeitenden Weinproduzenten im Kanton Wallis ist hoch.

Konklusion

Es gibt diverse Weine, bei denen die Nachfrage stets höher ist als das Angebot. Dadurch geraten diese Weine immer wieder ins Visier von Kriminellen bzw. der organisierten Kriminalität.

Deshalb haben Spitzenweine in den letzten 20 Jahren massiv in Sicherheitsmerkmale ihrer Produkte investiert. Ob das Mini-Hologramm hinter dem Label auf der Pétrus-Flasche (ab 2000) oder Konzepte wie Prooftag – den Spitzenproduzenten kann man nicht vorwerfen, dass sie nichts tun.

Wer alte Weine kauft, sollte sich einen Herkunftsnachweis zeigen lassen. Bei alten Weinen besteht neben dem Risiko einer Fälschung zusätzlich ein Lagerrisiko. Sie sollten sich auch über die Lagerbedingungen aufklären lassen.

Käufer, die auf Auktionsplattformen wie Ricardo.ch oder eBay das Geschäft des Jahres suchen, gehen erhebliche Risiken ein und unterstützen womöglich den Verkauf von gefälschtem oder gestohlenem Wein.

Absolut kein Verständnis haben wir dafür, dass die Auktionsplattform eBay es zulässt, dass leere Flaschen, Etiketten und Korken gehandelt werden. Unserer Meinung nach ist der primäre Zweck dieser Angebote der Betrug.
Wir haben diese Angebote mehrfach der Plattform gemeldet. eBay ist leider nicht daran interessiert, diese zu entfernen.

https://prooftag.net/de/losungen-fur-marken/wein-spirituosen/ https://www.vinum.eu/ch/news/vinophiles/2022/walliser-winzerfamilie-entlarvt-betruegerischen-weinhandel/ https://www.falstaff.com/at/news/sassicaia-faelschungen-in-grossem-stil-aufgedeckt

Sehr gute Arbeit von Thomas Breitwieser zum Thema Weinfälschungen

http://www.thomasbreitwieser.at/diplomarbeit.pdf

Wozu werden Angebote wie die folgenden gekauft: